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Stillen und arbeiten | Wie kann das gelingen?

Stillen und arbeiten gehen | Wie mache ich das nur?

Immer wieder kommt in unseren Beratungen die Thematik Arbeitsaufnahme und Stillen auf. So auch bei Sarah, die nach 6monatigem Stillen nun bald Ihren Beruf wieder aufnehmen möchte. Ihr stellt sich die Frage: Stillen und Arbeiten, geht das? Und wenn ja wie und wie kann sie sich und ihr Baby gut auf diese neue Situation vorbereiten?

Wichtige Fragen die bei vielen Müttern zu individuellen Zeitpunkten auftreten. Mit diesen gehen oft auch Sorgen einher: Wie wird mein Baby auf die Umstellung, meine Abwesenheit reagieren? Wird meine Milchmenge beeinflusst? Wie gehen meine Kollegen mit  meinem Wunsch weiterhin zu stillen um? Um nur einige zu nennen. 

Damit der Übergang in diesen neuen Lebensabschnitt gut gelingt, möchten wir Euch hier einen Überblick über Eure Möglichkeiten geben. Doch vorab die Antwort auf die Frage

„ Geht mit der Arbeitsaufnahme gleichzeitig das Abstillen einher?“

Unsere Antwort: Selbstverständlich nicht, außer Du möchtest dies so.

 Willst Du weiterhin stillen, bedeutet dies zwar für Dich und Dein Baby eine Umstellung sowohl zeitlich und organisatorisch, als auch körperlich, doch wie so oft in Eurer Stillbeziehung werdet Ihr Euren Weg nach einer Übergangsphase finden.

 Doch bevor wir uns mit dem Übergang und Möglichkeiten beschäftigen, werfen wir einen Blick auf Deinen gesetzlichen Anspruch im Hinblick auf das Stillen. Ob spezielle Regelungen für Dich zutreffen ist abhängig davon, wie Deine Arbeitssituation ist.

 Für stillende Mütter, die ein Beschäftigungs- oder Ausbildungsverhältnis haben oder studieren (siehe https://www.gesetze-im-internet.de/muschg_2018/__1.html), gilt das Mutterschutzgesetz (MuSchG). Hier werden  Regelungen getroffen, die die Gesundheit von Mutter und Kind am Arbeitsplatz während der Schwangerschaft und der Stillzeit, schützen sollen.

 Im Rahmen des §7 wird geregelt, dass der Arbeitgeber Dich in den ersten zwölf Monaten nach der Entbindung für das Stillen auf Dein Verlangen hin freistellen muss. Hierbei ist festgelegt, dass er dies mindestens zweimal täglich für 30 Minuten bzw. einmal täglich für eine Stunde, gewähren muss. Arbeitest Du mehr als acht zusammenhängende Stunden, muss er Dir zweimal mindestens 45 Minuten gewähren.

 Besteht bei Deiner Arbeits- bzw. Ausbildungsstätte nicht die räumliche Möglichkeit zu stillen, muss er Dir 1,5 Stunden gewähren, in denen Du die Arbeits- bzw. Ausbildungsstätte verlassen kannst, um Dein Kind zu stillen.

 Solltest Du Dir nun Sorgen machen, wie diese Stillpausen sich auf Dein Gehalt auswirken, musst Du dies nicht. Denn in §23 wird zudem geregelt, dass diese Freistellungszeiten für das Stillen sich sowohl nicht negativ auf Dein Gehalt, als auch nicht negativ auf Deine Arbeitsstunden, auswirken dürfen.

Übrigens klärt der Gesetzgeber auch, welche Tätigkeiten Du als stillenden Mutter nicht ausführen darfst. Wenn Du Dich dazu im Detail informieren möchtest, dann schau gerne hier nach: https://www.gesetze-im-internet.de/muschg_2018/__12.html

Die Richtlinien für Beamtinnen und Richterinnen, Soldatinnen richten sich im Grunde ebenfalls nach dem Mutterschutzgesetz, sind jedoch in einer eigenen Verordnung für Beamtinnen des Bundes geregelt bzw. der jeweiligen Verordnung des Landes. https://www.gesetze-im-internet.de/muscheltzv/BJNR032010009.html

Wie auch immer die gesetzlichen Regelungen sind, empfehlen wir Dir in Deine Überlegungen für den Arbeitsbeginn, die Rücksprache mit Deinem Chef bzw. Vorgesetzen vor Arbeitsantritt, einzubeziehen. Es schadet nicht und kann Euch den Start gut erleichtern, wenn Du in einem Vorabgespräch, Deinen Wunsch weiterhin zu stillen, besprichst. So habt Ihr die Gelegenheit herauszufinden ob Deine Arbeitsstelle Möglichkeiten hat oder schaffen kann, wo Du Dein Kind stillen kannst. Sollte dies nicht der Fall sein, dann kannst in Deine Planung einbeziehen, wie Du Euch die Möglichkeit geben kannst in Stillpausen außerhalb der Arbeits- oder Ausbildungsstätte Dein Baby zu stillen und wie Du dies organisieren kannst. Je nachdem ob Dein Baby bzw. Kleinkind in einer Betreuungseinrichtung untergebracht oder z.B. beim Papa zu Hause ist, müsst Ihr überlegen ob es notwendig ist, dass Dir Dein Kind in die Nähe der Arbeit gebracht wird, damit Du es stillen kannst, Du zu der Betreuung fährst und es dort stillst oder Du mittels einer Pumpe in den Pausen Milch abpumpst. Du siehst es gibt viele Varianten, die es zu überlegen gilt.

Entscheidest Du Dich Milch abzupumpen bzw. diese von Hand zu gewinnen, solltest Du Dich über Deine Möglichkeiten (vorausgesetzt  Du bist bisher damit nicht in Berührung gekommen) vorab bei Deiner Hebamme oder einer Stillberaterin informieren. Die Muttermilchgewinnung ermöglicht Euch, dass z.B. der Vater, eine Tagesmutter oder die Betreuungseinrichtung Deinem Kind Muttermilch in Deiner Abwesenheit anbieten kann.

Es gibt manuelle oder elektrische Milchpumpen, die Du nutzen kannst. Bei Milchwiese findest Du eine Auswahl an verschiedenen Pumpen zum Leihen oder Kaufen. Über die Handentleerung haben wir bereits auf diesem Blog einmal geschrieben

 Um die Milch auffangen zu können lohnt es sich  z.B. Muttermilchbeutel dabei zu haben. Dafür ist es günstig eine kleine Kühltasche mit Kühlakku bereit zu stellen, damit du diese z.B. im Kühlschrank des Personalraums diskret zwischenlagern und zum Arbeitsende mitnehmen kannst 

Soll diese abgepumpte Milch in der Betreuungseinrichtung Deines Kindes gegeben werden, dann ist es günstig, wenn Du vorab mit dieser Deine Situation und Deinen Wunsch besprichst. Denn leider sind nicht alle Einrichtungen offen dafür bzw. haben zu wenig Personal, um dies im Interesse jedes Kindes anbieten zu können oder haben einfach noch keine Erfahrung damit gemacht. Selbstverständlich gibt es auch zahlreiche positive Beispiele.

Wie auch beim Arbeitgeber ist eine klare Kommunikation wichtig, damit dies entspannt gelingen kann. Um Deinen Wunsch zu stützen, kannst Du hilfreiche Vorschläge für die Umsetzung unterbreiten. Besprecht daher wie die Muttermilch mittels Flasche oder Becher gegeben werden kann, welche Möglichkeiten der Lagerung es gibt und worauf bei der Lagerung zu achten ist, wie oft die Muttermilch dem Kind angeboten werden sollte und wer dies im Alltag übernehmen kann.

In diesem Zusammenhang ist es günstig, vor allem wenn Arbeitgeber oder Betreuungseinrichtung der Muttermilchgabe kritisch gegenüber stehen, die Vorteile für Dein Baby, für Dich, aber auch für die Gesellschaft noch einmal aufzuführen. Wenn Du dazu Ideen benötigst, schau doch in unseren Blogbeitrag „ 45 Vorteile des Stillens".

So hast Du eine Grundlage, deinen Wunsch mit Fakten zu hinterlegen und Akzeptanz zu schaffen. Es hilft zudem darauf hinzuweisen, dass die Weltgesundheitsorganisation das  Vollstillen bis einschließlich des 6. Monats empfiehlt, um dann mit Einführung der Beikost, weiter zu stillen bzw. Muttermilch zu geben solange Du und Dein Kind dies möchten. Doch nicht nur für die Schaffung von Akzeptanz ist dieses Wissen wichtig, sondern auch für Euch. Denn Arbeitsbeginn ist nicht gleichbedeutend mit dem Abstillen. Ihr könnt und dürft solange stillen wie es für Euch richtig ist. Die Länge und Intensität der Stillbeziehung ist individuell sehr verschieden und alles ist richtig, was für Euch und Eure Situation passend ist.

Mit dieser Basis gilt es nun sich zu überlegen, wie Du den Übergang für Dich und Dein Baby gestaltest. Es empfiehlt sich, Euch viel Zeit für die Vorbereitung zu geben, damit Ihr Euch entspannt und ohne Druck auf diese Umstelllung vorbereiten könnt.

Zuerst solltest Du darüber nachdenken ob die Muttermilch mittels Flasche oder auch durch einen Trinkbecher gegeben werden soll. Hast Du bisher voll gestillt und Dein Baby noch nie aus der Flasche oder einem Becher getrunken, kannst Du in Ruhe versuchen Muttermilch mit der Hand oder Pumpe zu gewinnen und diese Deinem Baby anzubieten. Oftmals gelingt dies besser, wenn nicht Du die Fütterung übernimmst, sondern z.B. der Papa oder eine andere Vertrauensperson, da viele Kinder dies von der Mutter verweigern. Nachvollziehbar, denn die Babys kennen die eigentliche Quelle und bevorzugen die Brust, statt einer Flasche. Gebt Euch auch hier Zeit und viele Versuche, geht es langsam an und versucht ansonsten alles in für Euch gewohnter Normalität zu belassen. Stille wie gewohnt weiter und versucht erst einmal eine Mahlzeit aus der Flasche zu geben. Hier ist es günstig eine Mahlzeit zu wählen die in Deine spätere Arbeitszeit fällt und Schritt für Schritt öfter die Flasche tagsüber anzubieten, so dass Ihr im Laufe der Zeit dazu kommt, dass die spätere Arbeitszeit mit Flaschenmahlzeiten gedeckt ist. Ansonsten stillt ihr gemütlich morgens, abends und nachts weiter, so wie es für Euch passt.

Rede ruhig mit Deinem Kind warum sich das Gewohnte ändert. Kinder haben ein großes Gespür für Veränderungen und verstehen schon früher als wir denken sehr viel. Beziehe es ein, mache ihm deutlich, dass Ihr trotzdem viel Zeit zum Kuscheln habt, nur zeitlich verlagert. Gib Euch Beiden daher die Zeit sich an die neue Situation zu gewöhnen und fange nicht zu kurzfristig vor Beginn der Arbeit an, Euch auf die neue Situation einzustellen. Nicht nur für das Baby bzw. Kleinkind kann es eine Zeit dauern sich daran zu gewöhnen, auch für Dich ist es möglicherweise emotional schwierig diesen Schritt zu gehen. Vielleicht hast Du Angst, dass sich Eure Bindung dadurch ändert, Sorge Loslassen zu können. Hier hilft es zum Beispiel mit Deiner Hebamme, einer Stillberaterin oder im Rahmen einer Stillgruppe darüber zu reden. Hier bekommst Du hilfreiche Tipps und Ratschläge und fühlst Dich nicht alleine in dieser Situation.

Möglicherweise wirkt sich die Umstellung auch auf die verfügbare Milchmenge aus, vielleicht merkst Du auch, dass Dein Baby öfter stillen möchte. Nachvollziehbar und ähnlich den körperlichen Reaktionen eines Wachstumsschubs. Veränderungen beeinflussen uns und auch unser Baby. Dein Baby sucht mehr Nähe um sich Deiner zu versichern und Geborgenheit zu finden, Du wirst durch die anstehenden Veränderungen beeinflusst, ggf. steigt Dein Stresspegel, da nicht alles reibungslos klappt. Dies kann mit Verringerung der Milchmenge einhergehen. In dieser Situation solltet Ihr schauen, so viel wie möglich zu stillen bzw. abzupumpen, bis die Milchmenge sich wieder reguliert. Viele Kuscheleinheiten helfen Euch in der neuen Situation anzukommen. Gebt Euch Zeit und erzwingt nichts.

Zum Abschluss möchten wir Euch einen exemplarischen Tagesablauf aufzeigen, um Euch eine Idee zu geben wie dies aussehen kann:

6:00 Uhr Morgendliches Stillen

7:30 Ggf. vor Übergabe kurz stillen

8:00 Kind zur Kinderbetreuung geben

8:30 vor Arbeitsbeginn abpumpen

8:45 Arbeiten

12: 00 In der Mittagspause abpumpen oder das Kind stillen (Papa bringt es vorbei) oder zur Kinderbetreuung fahren und stillen

13:30 Arbeiten

16:30 Nach Arbeitsende stillen/abpumpen

19:00 Nächtliches Einschlafstillen

21:00-6:00 Nächtliches Stillen

Dies ist nur ein Beispiel. Gerne kannst Du uns an Deinen persönlichen Erfahrungen teilhaben lassen!