Stillen und Familie | Der Einfluss von Vätern

Der unterschätze Einfluss von Vätern auf das Stillen

Vor kurzem besuchten frischgebackene Eltern von Zwillingen den Stilltreff. Die Mutter kannte ich bereits aus dem Stillvorbereitungskurs und sie war glücklich, dass sie es schaffte ihre Zwillinge zu stillen. Nicht voll, doch so gut und viel sie konnte. Der Papa war sehr stolz auf seine Frau, dass sie dies meisterte, war sehr engagiert, unterstützte seine Frau wo es ging. Er fütterte die Babys, wickelte sie, reichte sie an, war jedoch nach einigen Wochen recht entnervt über den hohen Zeitaufwand des Stillens, sorgenvoll über die körperliche Erschöpfung seiner Frau. Da die Milchmenge den Bedarf nicht deckte füttert die Eltern zu. Für den Vater eine wunderbare Möglichkeit seine Kinder zu versorgen, seine Frau zu entlasten, ihr Ruhephasen zu ermöglichen. Daher stellte sich für ihn die Frage, warum weiter stillen? Warum nicht vollkommen auf Flaschennahrung umsteigen? Ein Thema welches das Paar sehr aufrieb, da die Mutter an dem Ziel arbeitet voll zu stillen. Ein Konflikt, der uns in Stillberatungen des Öfteren begegnet, den es sensibel und empathisch zu begleiten gilt für beide Elternteile und den wir hier aufgreifen möchten, um über den Einfluss von Vätern auf das Stillen zu sprechen.

Ein Baby verändert das Leben von Dir als Mutter und Dir als Vater und hat weitreichende Auswirkungen. Obwohl es heutzutage ein Selbstverständnis ist, dass Väter der Geburt beiwohnen (was bis vor einigen Jahrzehnten undenkbar war), werden viele Väter in der Schwangerschaft und Zeit mit Baby oftmals noch viel zu wenig einbezogen, wird zu wenig informiert, wie viele Vorteile es für Euch - Mutter, Vater und Kind - bringt, wenn beide Elternteile im gleichen Maße die Gelegenheit erhalten ihre Rolle, die Bindung zum Kind, etc. aufzubauen. Wichtige Informationen über die langfristigen Auswirkungen des Stillens, der gegenseitigen Unterstützung, der gemeinsamen Verantwortung werden viel zu selten, vor allem an die Väter transportiert.

Dabei ist es wichtig, dass sowohl Du als werdende Mutter, als auch Du, als werdender Vater bereits in der Schwangerschaft über die Vorteile des Stillens informiert werden bzw. Ihr Euch darüber informiert. So legt Ihr die Grundlage, um Eure Möglichkeiten zu besprechen, zu schauen wie Ihr Euch gegenseitig unterstützen und so Eure jeweilige Rolle finden könnt.

Für Euch zu bedenken sind zum einen gesundheitliche Aspekte, familiäre Aspekte aber auch praktische Aspekte, die wir Euch als Anregung mitgegeben möchten.

Betrachten wir die gesundheitlichen Aspekte ist es sinnvoll wenn Ihr Euch die Vorteile des Stillens noch einmal verdeutlicht. Hier kannst Du als Papa zum Beispiel mit an den Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen und Dich von der Hebamme, Stillberaterin oder auch dem Gynäkologen informieren lassen. Auch in unserem Blogbeitrag "45 Vorteile des Stillens" haben wir bereits einige beschrieben.

Die Schwangerschaft könnt Ihr beide nutzen, um alte und gesundheitlich nicht vorteilhafte Gewohnheiten wie das Rauchen, Alkohol- oder Drogenkonsum abzuschalten, solltet Ihr dies nicht bereits vorab gemacht haben. Für viele werdende Mütter selbstverständlich, aber auch der werdende Papa, sollte sich über die positiven Auswirkungen klar sein. Zum Einen unterstützt Du Deine Partnerin dabei nicht rückfällig zu werden, was ihrer und der Gesundheit Eures Babys dient, weiterhin vermeidet Ihr so, dass Mama und Baby Passivenrauch ausgesetzt werden, zum Anderen tust Du Deiner Gesundheit und der Eures Babys etwas Gutes. Denn Rauchen, Alkohol- oder Drogenkonsum sind bekannte Risikofaktoren, die im Zusammenhang mit dem plötzlichen Kindstod (SIDS) stehen und mit dem Verzicht schützt Du Dein Baby. Wenn Ihr mehr darüber lesen möchtet, dann könnt Ihr Euch hier dazu informieren (LINK).

Doch nicht nur gesundheitlich, sondern auch im familiären Bereich kannst Du als Partner und Papa viel bewirken:

Als ersten Aspekt möchten wir das Thema ZEIT aufgreifen. Zeit, die Du mit Deiner Partnerin bzw. mit Deinem Baby verbringst ist ungemein wichtig für Eurer Wohlbefinden, Eure Gesundheit, Eure Beziehung. So wurde in einer Auswertung von Studien weltweit, die sich mit dem Einfluss von Vätern beschäftigt (LINK) zum Beispiel festgestellt, dass die Anwesenheit und Mithilfe des Vaters einen "positiven Effekt auf die Gesundheit der Mütter hat  und zudem "das Stresserleben beider Elternteile" reduziert. Eine wichtige Erkenntnis, nicht nur als (werdende) Familie, denn die Gesundheit von Euch als Eltern, im Hinblick auf das Stillen insbesondere der Mutter ist sehr wichtig für Euch und Euer Baby. Auch Stress wirkt sich unmittelbar auf Euer Baby aus. Zum Einen haben bereits Neugeborene sehr feine Antennen und werden selbst unruhig, zum anderen kann sich Stress auf die Milchmenge der Mama auswirken und damit des Gedeihens Eures Babys beeinflussen. Daher ist es in Euer beider Sinn, wenn Ihr Euch gemeinsam Zeit gebt, um Eure Kräfte gut einzuteilen, Euch gegenseitig bei allen neuen Herausforderungen im Leben mit Baby unterstützt und Euch gegenseitig auffangt und ermutigt. 

Sollte die Mama schnell wieder in den Beruf einsteigen und weiterhin stillen wollen, dann kannst Du sie auch wunderbar dabei unterstützen. Zum Beispiel in dem Du das Baby zu verabredeten Zeitpunkten zum Stillen vorbei bringst. Falls Ihr mehr zum Thema Arbeiten und Stillen lesen möchtet ist unser Blogbeitrag vielleicht von Euch von Interesse.

Daher, sprecht miteinander wie Ihr Euch die Zeit mit Baby vorstellt, wie lange Du als Papa Elternzeit nehmen möchtest bzw. kannst und wie Ihr Euch Euer Leben mit Baby organisieren möchtet.

Rund um die Geburt gibt es ebenso viele Möglichkeiten den Weg zum Stillen zu ebenen. Denn wenn Ihr Euch in den Arm nehmt oder küsst, schüttet Ihr beide das Hormon Oxytocin aus. Das Hormon unterstützt nicht nur die Wehentätigkeit, sondern stimuliert auch die Milchproduktion der Mama. Also spricht rein gar nichts dagegen sich auch unter bzw. nach der Geburt zu küssen.

Auch das erste Kuscheln mit Deinem Baby Haut an Haut, das sogenannte Bonding, unterstützt die Ausschüttung dieses Hormons. So wird nicht nur Eure Bindung aufgebaut, sondern gleichzeitig auch Stress beim Baby reduziert, so dass es entspannt ist und das Stillen gut gelingen kann.

Ganz prinzipiell ist erwiesen, dass je mehr Du als Papa hinter dem Stillwunsch der Mama stehst, desto länger wird sie Euer Baby stillen. Wenn Du Dir die Vorteile bewusst machst und Dich auch als Beschützer Deiner Familie siehst, dann kannst Du zum Beispiel kurz nach der Geburt, wenn die Mama noch geschwächt ist, ihren Stillwunsch an das Personal herantragen. Kritischen Anmerkungen von Außen kannst Du  entgegentreten, Eure Entscheidung vertreten und so die Mama unterstützen.

Ermutige Deine Frau, unterstütze sie soweit es geht und sage Ihr wie wunderbar Du findest was sie und ihr Körper leisten. Eine wunderbare Grundlage für eine gelingende Stillbeziehung, die so lang andauert, wie Ihr als Familie es Euch wünscht.

Nicht zuletzt sind ganz praktische Aspekte für das Stillen hilfreich:

Die Mama leistet viel körperliche Arbeit durch das Stillen. Ihr Körper muss sich von einer Schwangerschaft und Geburt erholen und Ruhezeiten haben, um zu regenerieren. Hier kannst Du sie wunderbar entlasten und ihr helfen sich vorrangig auf das Stillen oder/ und abpumpen zu konzentrieren. Zum Beispiel kannst Du ihr das Kind zum Stillen anreichen, ihr Essen und Trinken  bereitstellen, so dass sie sich voll auf das Stillen konzentrieren kann.

Bist Du arbeitsbedingt wenig zu Hause, kannst Du wenn Du zu Hause bist Dein Baby tragen, es baden und/oder die Babypflege übernehmen. So hat die Mama Zeit sich auszuruhen und Du viel Gelegenheit eine Bindung zu Deinem Kind aufzubauen und die Zeit gemeinsam zu genießen. Vielleicht haben Du und Dein Kind auch ein eigenes Abendritual, wo Ihr nur Zeit für Euch beide habt.

Ihr seht, der Papa hat viele unterschätzte Einflussmöglichkeiten auf das Stillen. Er kann Bedürfnisse stillen und leistet damit einen wertvollen Beitrag für eine gelingende Stillbeziehung und für die Zukunft Eures Kindes.

 Und seht was für schöne Momente Euch mit Eurem Baby bevorstehen:

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Bildquelle: fotolia © tiagozr