Das 1x1 der Stillberatung | Stillen
Das 1x1 der Stillberatung
Neulich trafen wir Marion, die aufgrund eines schlechten Stillstartes im Krankenhaus viele Probleme beim Stillen hatte. Wir sprachen darüber wie wichtig eine Stillvorbereitung ist, um sich über bestimmte Aspekte bereits vor der Geburt zu informieren und Ideen zu haben, worauf es bei einem Stillstart ankommt. Marion erzählte, dass sie vor der Geburt noch nie von einer Stillberaterin gehört hatte, nicht wusste das es Stillberaterinnen gibt, geschweige denn was diese anbieten oder in wieweit diese helfen können. Dies hören und bemerken wir immer wieder, daher möchten wir für alle, die nicht wissen was eine Stillberaterin ist und wie diese unterstützen können, heute etwas Licht ins Dunkel bringen.
Welche Angebotsformen der Stillberatung gibt es?
Stillberatung kann und wird in verschiedenen Ausführungen angeboten. Sie kann sowohl in Form von offenen oder geschlossenen Stilltreffen in Hebammenhäusern, Kliniken oder Kursräumen angeboten werden, telefonisch, online auf diversen Plattformen, via Email oder Skype, in Beratungszentren, Praxen und selbstverständlich auch in der persönlichen 1:1 Beratung zu Hause oder anderswo. Hintergrund für diese verschiedenen Formate ist, dass jede Mutter verschiedene Bedürfnisse hat und auf diesem Wege versucht wird, Plattformen für diese verschiedenartigen Bedürfnisse anzubieten, um möglichst viele Mütter abzuholen. So hast Du als Mutter die Auswahl je nachdem was für Dich günstig und angenehm ist.
Wichtig für Dich zu wissen ist, dass Beratungen über Telefon, Email oder über das Internet eine Ferndiagnose ausschließen. Diagnosen können nur mit ausführlicher Anamnese, also Begutachtung und Aufnahme Deiner Vorgeschichte, Deiner Beschwerden, Deines Babys, des Stillvorgangs, des Stillmanagements, etc. gestellt werden. Hierfür ist ein persönliches Treffen zwingend notwendig. Über das Telefon, Email oder das Internet können Dir anhand Deiner übermittelten Informationen Hilfestellungen aufgezeigt, Deine Ängste und Sorgen aufgefangen und möglicherweise Kontakte zu Kolleginnen in Deiner Nähe vermittelt werden. In Stilltreffs gibt es neben der Beratung durch eine Stillberaterin auch die Möglichkeit sich mit anderen Müttern auszutauschen und Kontakte zu knüpfen, vielleicht sogar Freundschaften zu schließen.
Prinzipiell gilt für alle die sich im Rahmen der Stillberatung bewegen: keine Beratung ohne Auftrag. Sprich der erste Impuls muss von Dir als Mutter kommen. Dies bedingt das Wissen, wo Du als Mutter die entsprechenden Beraterinnen und Angebote finden kannst. Leider gibt es keinen generellen Überblick, doch verschiedene Möglichkeiten dies herauszufinden.
Suche nach Stillberatung:
- Berufsverband Deutscher Laktationsberaterinnen IBCLC e.V.
- Deutsches Ausbildungsinstitut für Stillbegleitung
- Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen
- LaLecheLiga
- Stilllexikon
- Berliner Hebammenverband
- Deutscher Hebammenverband
Suche nach lokalen Stilltreffs:
Für die Suche nach lokalen Stilltreffs lohnt es sich bei Deiner Hebamme oder in Hebammenpraxen, Gynäkologischen Praxen, bei Kinderärzten, Familienzentren oder Kliniken nachzufragen. Einige Städte haben zudem lokale Zeitschriften oder Apps mit Angeboten für Schwangere, Eltern und Babys.
Online Stillberatung von Still- und Laktationsberaterinnen:
- Mama Baby Visionen
- Entspannt Stillen Christina Law Mc-Lean
Doch wer bietet Stillberatung mit welchem Hintergrund an?
Ganz wichtig vorab zu wissen ist, dass Stillberaterin, im Gegensatz zu der Still- und Laktationsberaterin IBCLC, kein geschützter Begriff ist. Ebenso wie z.B. Trageberaterin, kann sich theoretisch jeder so nennen und auch beraten, ohne jegliche Aus- oder Fortbildung. Doch kommt dies eher einer Mutter- zu Mutterberatung gleich und aus haftungs- und versicherungstechnischen Gründen ist dies nicht ratsam bzw. sollte man vorsichtig mit Empfehlungen umgehen. Denn was geschieht, wenn ich einer Mutter etwas empfehle was mir gut geholfen hat, worauf sie oder das Kind z.B. allergisch reagiert oder Schlimmeres geschieht? Von den Vorwürfen einmal abgesehen, möchte man über die Folgen gar nicht nachdenken.
Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen, denn ausgebildete Stillberaterinnen werden hier in den Grenzen der Beratung geschult und kennen diese daher sehr genau.
Wo und wer wird rund um das Thema Stillen ausgebildet?
Über die Zeit haben sich verschiedene Zweige entwickelt:
Ehrenamtliche Stillberaterinnen (Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS) und La Leche Liga (LLL) )
Ehrenamtliche Stillberaterinnen haben eine mehrwöchige Ausbildung erfahren und mit Zertifikat abgeschlossen. Im Rahmen der Vereinsarbeit bieten sie ehrenamtliche Stillberatung an, die kostenfrei ist. Unkostenbeiträge können in bestimmten Fällen erfragt werden. Eine medizinische Vorbildung ist nicht notwendig, eigene Stillerfahrungen eine Grundlage für die Ausbildung.
Stillbegleiterinnen (Deutsches Ausbildungsinstitut für Stillbegleiterinnen (DAIS))
DAIS Stillbegleiterinnen haben eine mehrwöchige Ausbildung mit Zertifikat absolviert. DAIS Stillbegleiterinnen arbeiten kostenpflichtig, individuell verschiedene Absprachen sind möglich. Eine medizinische Vorbildung ist keine Voraussetzung für die Ausbildung.
Still- und LaktationsberaterInnen (International Board of Certified Lactation Consultant IBCLC)
Im Gegensatz zu Stillberaterinnen ist der Beruf Still- und Laktationsberaterin ein international geschützter Begriff, der ausschließlich nach erfolgreichen Examen bzw. Rezertifizierung genutzt werden darf. Eine medizinische Vorbildung ist die Grundlage für die Möglichkeit die mehrjährige Ausbildung zu absolvieren. Die Beratung im privaten Bereich ist meist kostenpflichtig, in seltenen Fällen können, in Absprache mit der Krankenkasse, die Kosten durch diese übernommen werden. Im Rahmen der Stillberatung im Krankenhaus, gibt es angestellte Still- und Laktationsberaterinnen, so dass hier als Patientin keine zuzüglichen Kosten entstehen.
Stillberatung im beruflichen Kontext
Hebammen
erlernen während ihrer mehrjährigen, medizinische Ausbildung die Grundlagen der Stillberatung und sind für alle Frauen, die eine Hebamme finden, der erste Ansprechpartner. Je nach Interesse bzw. Bedarf können Hebammen weiterführend zum Beispiel die Ausbildung als Still- und Laktationsberaterin IBCLC tätigen.
Mütterpflegerinnen (Gesellschaft für Geburtsvorbereitung und Dorothea-Heidorn-Institut)
werden ebenfalls im Rahmen Ihrer mehrmonatigen Ausbildung in der Stillberatung und -begleitung geschult und bieten diese im Zuge ihrer Tätigkeit als Mütterpflegerin an. Die Beratung ist im Service integriert und kostenpflichtig, kann unter bestimmten Voraussetzung bei der Krankenkasse bezuschusst werden.
Stillfachberaterin Europäischen Institutes für Stillen und Laktation (EISL)
Laut Informationen des EISL dient der Fortbildung für Berufsgruppen, die mit (werdenden) Müttern zu tun haben und im Rahmen ihres Berufes ihr Wissen rund um das Stillen erweitern und den Eltern anbieten wollen. Grundlage ist eine mehrtägige Fortbildung, ein mehrstündiges Praktikum und der Erhalt des Zertifikates.
Ob Hebamme, Stillberaterin, Stillbegleiterin, Still- und LaktationsberaterInnen oder Stillberatung im beruflichen Kontext, ob kostenpflichtig oder ehrenamtliche Arbeit, allen ist gemein, gezielt das Stillen zu fördern, (werdenden) Müttern beratend zu Seite zu stehen und in ihrem individuellen Weg fachlich und emotional im jeweiligen Rahmen zu begleiten. Bestenfalls arbeiten die verschiedenen Gruppen eng zusammen, im Interesse der Eltern.
Im Übrigen sind Stillberaterinnen, Stillbegleiterinnen oder Still- und Laktationsberaterinnen händeringend gesucht. Falls Du Dich für eine Stillberaterausbildung interessierst, dann schau doch mal hier: Ausbildung
Welche Themen können in der Stillberatung besprochen werden?
Auch wenn der Begriff Stillberatung assoziiert, dass es hier vorrangig um das Stillen geht, stehen die Beraterinnen selbstverständlich für alle Fragen rund um die Ernährung und Entwicklung des Kindes zur Seite. Unabhängig davon ob Du stillen oder nicht stillen möchtest, Muttermilch abpumpen oder Formularmilch geben möchtest/musst. Unser Ziel ist es Dich dort abzuholen wo Du stehst und auf Deinem Weg fachlich und emotional zu begleiten. Daher kann die Beratung zum Beispiel folgende Themen umfassen:
- Stillvorbereitung in der Schwangerschaft
- Geburt und Stillbeginn
- Milchbildung
- Stillpositionen
- Stillprobleme jeglicher Art
- Zwiemilchernährung
- Formularernährung
- Beikosteinführung
- Stillen und Arbeiten
- Zwillinge stillen
- Stillen in besonderen Situationen (Frühchen, Lippen-Kiefer-Gaumen Spalte, etc.)
- Stillen von adoptierten Kinder (Relaktation)
- v.m.
Bei der Vielfalt der Themen ist nachvollziehbar, dass einige Stillberaterin spezialisiert auf bestimmte Bereiche sind. Daher lohnt es sich immer in speziellen Situationen zu fragen ob die Stillberaterin Dich zu dem Thema beraten kann oder eine Kollegin mit speziellem Fachwissen kennt, an die Du Dich wenden kannst.
Wie lange dauert eine Stillberatung?
Die Grundlage für eine gute Stillberatung ist gegenseitiges Vertrauen, Ehrlichkeit und Respekt. Meist befindest Du Dich als Mutter in einer besonderen, unbekannten Situation, bist verletzlich, machst Dir Sorgen, was Stillberaterinnen vertrauensvoll aufzufangen versuchen. Sobald Du Dir überlegst eine Stillberaterin hinzuzuziehen, solltest Du Dir parallel überlegen ob Du persönlichen Kontakt benötigst z.B. in einem Stilltreff, einem Besuch in einer Praxis oder gar einen Hausbesuch oder ob Dir die anonymere Variante via Telefon, Email oder Internet lieber ist und entsprechend nach Angeboten suchen. Bitte bedenke bei der Auswahl auch, dass ehrenamtliche Stillberaterinnen in den meisten Fällen keine medizinische Grundausbildung haben und daher keine Diagnosen stellen können.
Bei der Kontaktaufnahme ist neben Deiner aktuellen Fragestellung für uns immer wichtig zu wissen, wie Deine bisherige Stillgeschichte ist, wie der Stillstart sich gestaltet hat, wie Dein Baby sich entwickelt, u.v.m. Je mehr Details wir kennen, je ausführlicher Du Deine Situation beschreiben kannst, desto besser können wir Deine Situation einschätzen und Möglichkeiten und Hilfestellungen aufzeigen. Entsprechend ergibt sich auch wie lange und oft der Austausch zwischen Dir und der Beratenden stattfindet. Manches löst sich schnell auf und Du als Mutter weißt was zu tun ist, manches Mal benötigt es mehrere Termine, auf dem Weg zur gewünschten Stillbeziehung.
Und was kostet eine Stillberatung?
Ganz prinzipiell empfehlen wir Dir vorab bei Deiner Ansprechpartnerin anzufragen, welche Kosten auf Dich zukommen können. Für Frauen in schwierigen finanziellen Situationen sind in Absprache Ermäßigungen oder gar eine kostenfreie Beratung möglich. Leider werden in den seltensten Fällen die Kosten durch die Krankenkasse getragen. Doch auch hier lohnt es sich immer wieder, wenn Du direkt Kontakt zu Deiner Krankenkasse aufnimmst und diese nach Möglichkeiten der Kostenübernahme befragst.
Die Stillberatung durch Hebammen im Rahmen des Wochenbettes und im Anschluss acht weiteren Terminen, wird durch die Krankenkassen bezahlt. Bei ärztlicher Verordnung können weitere Termine durch die Krankenkasse übernommen werden.
Die Beratung durch Still- und LaktationsberaterInnen IBCLC und Stillbegleiterinnen DAIS führt bei persönlicher Beratung zu Kosten, die im Ermessen der jeweiligen Beraterin liegen. Zwischen 30€ und 100€ können anfallen.
Stillberaterinnen der AFS und LLL arbeiten ehrenamtlich, das heißt es entstehen keine Kosten. Allerdings dürfen die Beraterinnen um eine Unkostenpauschale z.B. für entstandene Fahrtkosten bitten.
Stillberatung im Zuge der Mütterpflege kann im Rahmen der Tätigkeit von der Krankenkasse bezuschusst werden, wenn die Mütterpflegerin mit den Kassen zusammenarbeitet. Hier lohnt es sich dies vorab mit Mütterpflegerin und Krankenkasse zu klären.
Übrigens bietet das Milchwieseteam ebenfalls Stillberatung an. Die beiden Gründerinnen sind Apothekerinnen und Still-und Laktationsberaterinnen IBCLC und stehen Dir jederzeit nach Absprache zur Verfügung. Im Rahmen des Milchpumpenverleihs erfolgt dies sogar kostenfrei!
Bildquelle: fotolia © Blanscape, © Aliaksei Smalenski