Das 1x1 der Flaschenfütterung | Stillberatung
Mit der Flasche füttern, aber richtig!
Zur Stillberatung und der Beratung im Rahmen des Milchpumpenverleihs, gehört für uns auch die Beratung zum Füttern und Umgang mit der Flasche. Erst vor Kurzem hatten wir mit Lisa eine Mutter, die eine unserer Milchpumpen nutzte um die Milchbildung anzuregen und sich fragte worauf bei der Fütterung von Muttermilch mit der Flasche zu achten sei und sich Sorgen machte ob dies ebenso bindungsorientiert gelingen kann wie beim Stillen. Ein wichtiges und interessantes Thema, welches wir hier gerne aufgreifen.
Verschiedenste Hintergründe und Ursachen können dazu führen, dass Du Dein Baby ganz oder teilweise mit der Flasche füttern musst oder möchtest.
Zum Beispiel weil Dein Kind zu Beginn sehr saugschwach ist, die Milchbildung durch das Pumpen angeregt wird und Dein Baby die abgepumpte Milch mittels Flasche trinkt. Auch ist es nicht selten, dass im Krankenhaus aufgrund von nicht ausreichend Muttermilch und starker Gewichtsabnahme entschieden wird, dass mit der Flasche Formulamilch zugefüttert werden muss. Auch gibt es Frauen, die aus welchen Gründen auch immer nicht stillen möchten und sich für die Ernährung durch Formula entscheiden, ebenso wie Frauen mit etwas älteren Babys, die das Gefühl haben Ihr Baby wird durch das Stillen nicht ausreichend satt und teilweise zufüttern. Für manch andere ist es eine praktische Möglichkeit wenn Sie z.B. kurzzeitig nicht bei Ihrem Kind sein können und der Papa, die Großeltern, eine Kinderbetreuung das Baby auf diesem Wege das Baby füttern kann. Welche Hintergründe auch immer dazu führen, wichtig ist, was bei der Fütterung mit der Flasche, der Lagerung von Muttermilch, dem Einsatz und der Zubereitung von Formula zu beachten ist.
Nehmen wir das Beispiel von Lisa, die die Muttermilch abpumpt: die abgepumpte Muttermilch wird je nach Pumpe und Zubehör entweder in speziellen Muttermilchbeuteln oder Flaschen aufgefangen. Praktisch bei den Flasche ist, dass diese einen speziellen Verschluss haben, der es ermöglicht einen Sauger einzuführen, so dass die Muttermilch bei Bedarf direkt gegeben werden kann. Diese gibt es als Glasvariante oder Plastikflaschen, je nach Wunsch. Bei Plastikflaschen solltest Du darauf achten, dass sie BPA (Bisphenol A) frei sind. Dies ist eine chemische Substanz, die für die Herstellung von Kunststoff eingesetzt wird und seit 2011 in Deutschland verboten ist, da sie sich bei bestimmten Temperaturen lösen kann, in die Flüssigkeit übergeht und so in den Körper gelangt.
Muttermilchbeutel sind vor allem eine platzsparende Variante für die Zwischenlagerung im Kühlschrank oder Eisfach. Gerade wenn Du viel Muttermilch hast, kannst Du so einen großen Vorrat anlegen um diesen zu geeigneten Zeitpunkten zu füttern oder für ein Babybad zu nutzen, zur Wundheilung uvm.
Wichtig bei der Lagerung von abgepumpter Muttermilch ist, dass Du das Lagerungsbehältnis gut kennzeichnest und mit einem Datum versiehst. In dieser Graphik siehst Du wie lange Du abgepumpte Muttermilch abhängig von der Lagertemperatur aufheben kannst. Übrigens ist es eine Ammenmärchen, dass Du die Milch aus verschiedenen Abpumpvorgängen eines Tages nicht mischen kannst. Selbstverständlich ist dies möglich und führt nicht zu Bauschmerzen beim Baby. Allerdings passt sich die Muttermilch immer wieder an spezielle Situationen an, z.B. ist sie wasserhaltiger wenn es draußen sehr heiß ist, während sie bei kalten Temperaturen eher fetthaltiger ist oder sie enthält wenn Du krank bist spezielle Antikörper, die Dein Kind immunisieren, die nicht oder weniger enthalten sind wenn Du gesund bist. Daher ist es immer günstig, die abgepumpte Muttermilch auch relativ schnell einzusetzen. Wie auch bei Formulamilch ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Muttermilch die richtige Trinktemperatur für Dein Baby hat. Hier heißt es die Muttermilch schonend auftauen bzw. erwärmen. Entweder lässt Du sie eine Weile außerhalb des Kühlschranks stehen oder du nutzt einen Flaschenwärmer, der auf die optimale Trinktemperatur und nicht darüber hinaus erwärmt oder Du hälst die Flasche unter fließendwarmes Wasser bis die Trinktemperatur erreicht ist. Die Milch in der Flasche hat eine unterschiedliche Temperaturverteilung, daher ist es wichtig, dass Du sie sowohl in einem Flaschenwärmer als auch unter fließen Wasser vorsichtig schwenkst, damit sich wärmerer und kältere Milch gleichmäßig vermischen. Bitte nutze keinesfalls eine Mikrowelle um die Milch zu erwärmen. Hier werden zum einen wichtige Bestandteile zerstört und zum anderen können punktuell sehr hohe Temperaturen erreicht werden, woran sich Dein Baby verbrennen kann.
Ähnliches gilt für das Ansetzen von Formulamilch. Die Hersteller geben auf den Verpackungen ein Verhältnis von Milchpulver und Wasser an, um die optimale Mischung für Dein Baby anzusetzen. Damit sich das Pulver gut und schneller lösen kann, kannst Du vorab abgekochtes Wasser verwenden welches ca. 40-50 °C hat. Hat sich das Pulver gut gelöst, füllst Du mit kälterem Wasser auf die optimale Trinktemperatur auf und vermischst gut bevor Du es Deinem Baby anbietest. Bei Milchpulver solltest Du darauf achten, dies kurz vor dem Füttern anzusetzen und die Reste nach dem Füttern zu verwerfen. Auch wenn sich dies für Dich vielleicht nach Verschwendung anhört, hat es wichtige Hintergründe. Milchpulver ist kein steriles Lebensmittel und enthält Bakterien. Diese sind zum Großteil nicht schädlich, schließlich gehören diese zu unserer Umwelt und ohne sie könnten wir nicht leben, aber es kann auch hier, trotz sehr hoher Qualität und vielen Kontrollen passieren, dass schädliche Bakterien enthalten sind. Diese wachsen bei Temperaturen um die 25-37 °C Grad und je länger die Milch bei diesen Temperaturen steht, desto höher kann die Konzentration dieser ansteigen. Daher einfach direkt nach dem Füttern verwerfen, so dass diese Gefahr verband ist. Mehr dazu kannst Du in der Information des BfR lesen.
Vielleicht stellst Du Dir auch die Frage ob Du Dein Trinkwasser für das Ansetzen benutzen kannst oder Du ein spezilles Babywasser kaufen solltest. Trinkwasser ist in Deutschland ein sehr hoch kontrolliertes Lebensmittel und von sehr guter Qualität. Unter der Voraussetzung, dass es nicht durch alte Blei- oder Kupferrohre fließt, Du den ersten Wasserstrahl verwirfst, kannst Du es wunderbar für das Ansetzen der Milch nutzen und musst kein teures Babywasser kaufen. Solltest Du unsicher sein, dann kannst Du dies auch testen lassen. Einige Mütter entscheiden sich dafür das Wasser vorab durch spezielle Wasserfilter zu geben. Dies empfehlen wir eher nicht, da bekannt ist, dass sich hier die Bakterienkonzentration eher erhöht als erniedrigt.
Nun hast Du entweder die Muttermilch oder die Fomulamilch auf die optimale Temperatur gebracht und es stellt sich die Frage: welche Flasche bzw. welchen Sauger verwende ich? Es gibt zahlreiche Anbieter, Saugaufsätze verschiedenster Größen und Formen, Materialien und für verschiedenste Bereiche. Bevor wir Dir sagen worauf Du dabei achten kannst, finden wir wichtig: kein Flaschensauger kann die Mutterbrust simulieren, egal was die Hersteller versprechen. Diese Werbeversprechen der Hersteller dienen dazu, dass Du ihr Produkt kaufst und nicht das des Wettbewerbers.
Ein Fakt ist: Ein Sauger ist keine Brust. Er besteht nicht aus Haut, riecht nicht nach Mama, ganz abgesehen davon, dass der Trinkvorgang an Brust und Flasche vollkommen verschieden ist. An der Brust muss Dein Baby den Mund sehr weit öffnen um möglichst viel des Warzenhofes im Mund zu haben. Es muss ein Vakuum aufbauen und mit wellenartigen Zugenbewegungen die Milch förmlich herausmelken. Bei dem Trinken aus der Flasche hingegen, braucht es ja nach Sauger den Mund nicht weit zu öffen, dieser liegt viel weiter vorne im Mund als die Brustwarze und durch die Fließgeschwindigkeit und Schwerkraft kann es verhältnismäßig einfach durch leichtes Saugen Milch erhalten bzw. muss bei starker Fließgeschwindigkeit sogar den Sauger mit der Zunge abdrücken, damit nicht zu viel und zu schnell Milch fließt.
Es gibt nicht DIE Flasche oder DEN Sauger, der optimal für Dein Kind ist. Jedes Kind ist hier anders, hat eine andere Kiefer und Mundform, Vorlieben und manche Mütter müssen verschiedenste Anbieter und Marken ausprobieren, bis sie den für das Kind passenden Sauger gefunden haben. Trotzdem gibt es einige Dinge, die Du bei der Wahl beachten kannst:
Es werden zwei verschiedene Materialien an Saugern angeboten. Silikonsauger sind durchsichtig und, während Latex, ein Naturkautschuk, etwas robuster und leicht bräunlich ist. Wichtig bei der Verwendung der Sauger ist, dass Du sie immer auf Risse untersuchst, regelmäßig austauschst und auf hygienische Reinigung achtest.
Sauger gibt es in verschiedenen Größen (die auch je Hersteller variieren) und verschiedene Lochgrößen. Die Saugergrößen sind abhängig vom Alter bzw. der Größe der Mundhöhle des Kindes und werden zudem unterschieden zwischen der Anwendung. Zum Beispiel gibt es verschiedene Lochgrößen für Muttermilch oder Tee bzw. Wasser und größere für Formularmilch. Das heißt Du solltest darauf achten, dass der Sauger dem aktuellem Alter des Kindes und der gefütterten Nahrung entspricht. Je besser der Sauger für das Baby passt, je besser der Luftverschluss ist, desto weniger besteht die Gefahr, dass Dein Baby Luft zieht, was oftmals mit Verschlucken und Bauchschmerzen einhergeht.
Für Mütter die sowohl Stillen, als auch die Flasche geben, kann es hilfreich sein Weithalsflaschen mit großflächigem Sauger zu nutzen, damit das Baby, wie auch beim Stillen den Mund weit öffnet. Vor einer möglichen Saugverwirrung schützt dies allerdings nicht.
Wie Du Dein Kind bei der Fütterung mit der Flasche begleitest
Bevor Du mit dem Füttern beginnst, suche Dir einen gemütlichen Platz und lehne Dich mit Deinem Baby im Arm entspannt zurück. Wenn es für Dich gemütlicher ist, dann stütze Deine Arme mit Kissen ab. Beim Füttern sollte Dein Baby gut im Rücken gestützt sein, wobei der Oberkörper aufgerichtet ist. Wie auch beim Stillen ist der Blickkontakt zwischen Dir und Deinem Baby sehr wichtig. So kannst Du auf seine Zeichen reagieren und die Flasche absetzen, wenn es eine Pause braucht. Zudem kannst Du gut kontrollieren, dass Du die Flasche so hälst, dass im Sauger immer Milch und keine leeren Lufträume sind. Die Milch sollte nicht aus der Flasche fließen, sondern entsprechend der Empfehlungen des BfR ca. 1 Tropfen pro Sekunde entlaufen um Verschlucken Deines Babys zu vermeiden.
Bitte lasse Dein Baby nicht mit der Flasche alleine, nicht in einem Stillkissen, auch nicht in einer Babyflasche. Es braucht eine liebevolle und achtsame Begleitung beim Füttern, so dass es die Trinkpausen machen kann, wenn es es braucht. Selbstverständlich können Dein Baby und Du, wie auch stillende Mütter, ebenso eine gute Bindung aufbauen. Du nimmst es in den Arm und fütterst es, es riecht und sieht Dich und dies ist ein ebenso inniger Moment wie bei stillendem Baby mit seiner Mama.
Welche Milchpulverarten es gibt, wann Du diese einsetzt, worauf Du dabei achten solltest, dass kannst Du im nächsten Blogbeitrag lesen.
Bildquelle: Fotolia evso